Über uns

Am 19. Februar 1995 fanden sich 21 Personen im Haus Lindenstraße 54 ein und gründeten die Fördergemeinschaft „Lindenstraße 54". Vorrangiger Vereinszweck war es, diesen Ort, der jahrzehntelang von beiden deutschen Diktaturen als Gefängnis und Folterstätte missbraucht worden war, als Gedenkstätte zu erhalten.

 

Bereits am Buß- und Bettag 1995 wurde im Gefängnisinnenhof die Skulptur von Wieland Förster Das Opfer aufgestellt und der Stadt Potsdam von der Fördergemeinschaft übereignet – in gewissem Sinne ein „Danaergeschenk“ im guten Sinne, weil die Schenkung unvermeidlich die Institutionalisierung und Erschließung der Gedenkstätte nach sich zog.

 

Ein weiteres Ziel des Vereins war die Einrichtung einer Schülerprojektwerkstatt in der Gedenkstätte. Seit 2002 führt die Projektwerkstatt am historischen Ort Projekttage für Schulklassen und Lehrerfortbildungen durch. Es findet seither im Haus greifbarer Geschichtsunterricht durch eine Gedenkstättenpädagogin statt. Dazu ist mit großzügiger Unterstützung durch die Friedrich-Christian Flick-Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz der sogenannte Betsaal in Stand gesetzt worden. Er dient nun als Seminarraum für die pädagogische Arbeit mit Schülern, die häufig durch Gespräche mit Zeitzeugen begleitet wird.

 

Schließlich wurde 2009 auf Initiative des Vereins auch der Gerichtssaal im Erdgeschoss wieder in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt. In ihm tagte von 1934-1941 auch das sogenannte Erbgesundheitsgericht, das mehr als 4.200 Männer und Frauen zur Zwangssterilisation verurteilte.

 

Seit Jahren finden im restaurierten Sitzungssaal, im sogenannten Betsaal, aber auch im Innenhof Lesungen und Vortragsveranstaltungen statt, die von der Fördergemeinschaft  ausgerichtet, gefördert oder begleitet werden.

 

Ein weiteres wichtiges Projekt der Fördergemeinschaft war die Aufstellung der NIKE 89 an der Glienicker Brücke am 10. November 1999, dem 10. Jahrestag der Wiedereröffnung der Brücke. Dieser Ort wurde ebenso ganz bewusst gewählt, denn dort verlief die Grenze zwischen der DDR und Westberlin. Zudem war mit der Schenkung die Verpflichtung der Stadt Potsdam verbunden, den Platz zu pflegen und den Uferweg für die Allgemeinheit offen zu halten. Auch dieses Ziel wurde erreicht.

 

Die Fördergemeinschaft hat in ehrenamtlicher Tätigkeit seit 1995 einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass sich die Gedenkstätte Lindenstraße 54/55 beständig weiterentwickelt hat und zu einem für Potsdam wichtigen Ort des Gedenkens an die Opfer totalitärer Gewalt und Unterdrückung geworden ist.

Der Vereinszweck ist noch nicht vollständig erreicht. Die Fördergemeinschaft wird sich deshalb weiterhin gefragt oder ungefragt einmischen und konstruktive Beiträge zur Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit in der Gedenkstätte leisten. Zuletzt ist dies in mehreren Workshops geschehen, in denen die Sanierung und die baulichen Veränderungen der Gedenkstätte mit den städtischen Entscheidungsträgern abgestimmt wurden. Die Fördergemeinschaft hat sich dabei mit Erfolg gegen ein Herausputzen der Gedenkstätte zu einem Barockpalais gewehrt und erreicht, dass die Fenstergitter im Erdgeschoss des Haupthauses wieder angebracht werden.

 

Auch künftig werden wir unser Interesse und Engagement für eine deutliche Verbesserung der personellen Ausstattung der Gedenkstätte sowie die Erweiterung der Dauerausstellung über die nationalsozialistische Diktatur einsetzen. Ebenso sind die Aufnahme der Gedenkstätte in das Leitsystem der Stadt Potsdam, vor allem durch Hinweisschilder zur und an der Gedenkstätte weitere vordringliche Ziele der Fördergemeinschaft. Ausstellungen und Veranstaltungen in der Gedenkstätte werden wir auch weiterhin fördern und begleiten.

 

Gedenktage, die die Erinnerungskultur unseres Landes mitprägen, sind feste Konstanten auch in unserer Vereinsarbeit. Der Opfer des Holocausts gedenkt die Fördergemeinschaft seit vielen Jahren am 27. Januar, dem Tag der Befreiung von Auschwitz vor der Förster-Statue Das Opfer. Die Erinnerung an den Bau der Mauer und die 28 jährige Teilung Deutschlands wird in jährlichen Veranstaltungen an der NIKE 89 und in der Gedenkstätte wachgehalten. In die Reihe der ständigen Veranstaltungen wird ab dem 10. März 2012 auch ein Gedenken an die Opfer des Erbgesundheitsgerichts aufgenommen. 

 

Die Fördergemeinschaft “Lindenstraße 54“ versteht sich seit Anbeginn als ein Verein, der sich der Erinnerung und der wissenschaftlichen Aufarbeitung von totalitärer Gewalt und politischer Unterdrückung an diesem Ort, gleich welcher Verfolgungsepoche des Hauses, verschrieben hat. So ergibt es sich auch aus der Satzung der Fördergemeinschaft.

 

Insoweit ist jede natürliche oder juristische Person zur konstruktiven Unterstützung der Fördergemeinschaft in der Verfolgung und Umsetzung dieses Zieles aufgerufen.

 

Alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Potsdam und der umliegenden Gemeinden sind bei den Gesprächsrunden und Veranstaltungen herzlich willkommen.